Interview mit
Ing. Eugen Knöbl
Head of Architektur und Baumanagement Gleisdorf
Ein Grazer, der in der Provinz Karriere gemacht hat. Erzähl uns von den Anfängen.
Nach der Matura 1982 am Gymnasium Kirchengasse habe ich ein Bauingenieurstudium begonnen, aber nach einigen Semestern vorzeitig beendet. Mir hat einfach die Praxisorientierung gefehlt. Dann folgten das College an der HTL Ortwein Graz, diesmal mit Abschluss und die ersten Praxisjahre im Architekturbüro Hauser/Hiebl in Weiz. Als gelernter Tiefbauer durfte ich hier erste Erfahrungen als Techniker im Hochbau und schließlich in der örtlichen Bauaufsicht machen. Der Job direkt auf der Baustelle machte mir damals am meisten Spaß. Schließlich bin ich 1997 in das Architekturbüro Lechner in Gleisdorf gewechselt, einem der vier Vorgängerbetriebe von Ingenos. Ich bin also von Anfang an dabei.
Hast du rückblickend das Gefühl, an der richtigen Stelle abgebogen zu sein?
Du sprichst den Abbruch des Studiums an. Ich stehe dazu. Ich finde es einfach interessanter direkt mit der Umsetzung von Bauprojekten zu tun zu haben. Außerdem hatte ich auf der HTL einen Lehrer, der uns Schülern akribisch Polier- und Detailplanung beigebracht hat. Davon profitiere ich heute noch.
Als Ingenos Urgestein hast du etliche Höhen und Tiefen miterlebt. Zuallererst die Gründungsphase nach dem Motto aus vier mach eins, dann die Verschmelzung mit Gobiet und Partner, später die Trennung. War nicht alles easy oder?
Der Start von Ingenos war kein großer Schritt für mich. In der Arbeitsweise gab es keine besonderen Änderungen, weil das Büro Lechner mit allen meinen Kolleginnen und Kollegen zum Hochbauteam von Ingenos wurde und wir unsere Arbeit wie gewohnt weitermachten. Natürlich war die Firma plötzlich viel größer und es gab mehr, auch teamübergreifende Projekte. Das Betriebsklima blieb aber angenehm familiär.
Die Fusionierung mit dem Büro Gobiet und Partner, Wien, 2010 hat aber zu einem Stimmungsumschwung geführt. Plötzlich war alles Cash orientiert. Hire and fire. Vor allem an den steirischen Standorten hat das eine große Unruhe ausgelöst. Die Angst um den Job hat uns die Freude an der Arbeit genommen. 2017 haben wir dann getrennt von den Wiener Partnern in der Steiermark wieder neu begonnen und haben viele von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der Zeit von Ingenos/Gobiet den Betrieb verlassen hatten, wieder zurückgeholt. Jetzt passt nicht nur die Stimmung im Büro sondern auch der wirtschaftliche Erfolg. Und in Wien sind wir auch wieder, aber dieses Mal unter steirischer Führung.
Welche Lehren ziehst du daraus als Teil der Ingenos Geschäftsführung?
Wenn wir unseren Kunden ein verlässlicher und kompetenter Partner sein wollen, müssen wir uns ganz besonders um unsere Beschäftigten kümmern. Das heißt aber auch, dass wir nicht bei jeder kleinen Auslastungsschwankung sofort den Personalstand reduzieren dürfen. Es ist die Aufgabe der Geschäftsführung dafür zu sorgen, dass genug Aufträge im Haus sind oder, sollte das einmal nicht so sein, individuelle, mit den Betroffenen abgestimmte Lösungen für die Übergangsphase zu finden, bis die Beschäftigungssituation sich wieder bessert.
Siehst du das nur für dein Team so oder für den Gesamtbetrieb?
Dadurch, dass Ingenos eine breite Leistungsvielfalt anbietet, sind wir grundsätzlich auch weniger anfällig für Auftragsschwankungen. Selten sind alle Bereiche von wirtschaftlichen Schwierigkeiten gleich betroffen. Außerdem gibt es Schnittmengen zwischen den Teams, die es möglich machen, Beschäftigte teamübergreifend einzusetzen. Das stärkt zudem auch die Verbundenheit der Teams untereinander.
Ein entscheidendes Motiv bei der Gründung von Ingenos war die notwendigen Dienstleistungen zur erfolgreichen Verwirklichung eines Bauprojektes aus einer Hand anzubieten. Dafür braucht es die richtigen Persönlichkeiten und deren Bereitschaft zusammenzuarbeiten. Dein Team umfasst die Planung und die örtliche Bauaufsicht. Königspudel und, sagen wir, Rotweiler in einem Rudel. Wie gehst du damit um?
Unterschiedliche Aufgaben erfordern unterschiedliche Kompetenzen, aber auch Charaktereigenschaften. In der örtlichen Bauaufsicht braucht es Durchsetzungsvermögen, Entscheidungsfreude. Wer sich keinen Respekt verschaffen kann, ist hier fehl am Platz. Da muss sich die Stimme manchmal auch gegen den Baulärm durchsetzen.
In der Planung, besonders am Start, in der Konzeptionsphase bzw. während des Entwurfs, stehen die Kommunikation und das Verständnis für den Kunden und die Aufgabe im Vordergrund. Da wird die feine Klinge geschwungen.
Durch unser sehr freundschaftliches Büroklima haben wir kein Problem diese Unterschiede im Team auszugleichen. Ganz im Gegenteil. Ich habe den Eindruck, dass allen bewusst ist, dass wir uns wechselseitig in unserer Arbeit unterstützen müssen, um Erfolg zu haben. Mögliche Gegensätze werden so zu einem hilfreichen Miteinander.
Selbst als geschäftsführender Teamleiter hast du deinen Arbeitsbereich mitten unter deinen Teammitgliedern. Absicht?
Damit will ich ihnen zeigen, dass ich trotz meiner Rolle in der Geschäftsführung nach wie vor Teil des Teams bin. Dadurch bin ich für alle besser ansprechbar und kann unterstützen, wenn es erforderlich ist, obwohl ich mich nicht gerne in die Arbeit anderer einmische. Ich halte viel von Eigenverantwortung, verbunden mit größtmöglicher Selbstständigkeit bei der Projektbearbeitung. Laufende Kontrolle durch den Chef ist Schnee von gestern.
Gleichzeitig habe ich durch meinen Arbeitsplatz im selben Raum wie mein Team einen besseren und aktuellen Überblick über die Projekte, die wir gerade bearbeiten. Ich möchte die räumliche Nähe zum Team auch in Zukunft nicht aufgeben.
Nachhaltigkeitsthemen füllen zunehmend auch die einschlägigen Fachmagazine. Gesellschaft, Technik, Umwelt befinden sich in einer äußerst volatilen Phase. Wie siehst du die Arbeit deines Teams und des Unternehmens Ingenos in diesem Zusammenhang?
Bei Ausschreibungen des öffentlichen Sektors wird zunehmend die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien gefordert. Das betrifft beispielsweise den Einsatz bestimmter Baustoffe, aber auch von ressourcen- und klimaschonenden Energieformen oder Maßnahmen zur Begrünung. In der Steiermark haben wir zum Beispiel die ökologische Wohnbauförderung. Dadurch gibt es mehr Geld, wenn eine gewisse Anzahl von Ökopunkten überschritten wird.
Für mich aus der Sicht des Praktikers bedeuten die damit verbundenen Auflagen allerdings eine Verteuerung der ohnehin schon hohen Errichtungskosten.
Von privaten Auftraggebern kann ich noch wenig Interesse an diesem Themenblock feststellen. Wahrscheinlich geht es auch Ihnen um die Mehrkosten.
Nachgefragt: Können ressourcenschonende Energielösungen, Holzbau, Fassadenbegrünung, Baustoffrecycling künftig ernsthafte Faktoren zur wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens Ingenos sein?
Wir werden den Markt beobachten und uns natürlich auf Veränderungen der Nachfrage einstellen. Ich bleibe aber skeptisch, wenn es nicht gelingt, Nachhaltigkeit in einem finanziell erträglichen Rahmen zu erreichen.
Dein Lieblingsclub hat den Aufstieg in die oberste österreichische Fußballliga geschafft. Ich denke du wirst jetzt wieder öfter am Platz zu treffen sein. Vielleicht eine gute Gelegenheit im VIP Bereich Promotion für Ingenos zu machen?
Klar gehe ich jetzt wieder öfter ins Stadion. Aber ob Fußball selbst im VIP-Club für uns eine echte PR-Plattform sein kann, bezweifle ich. Tennis oder Golf halte ich für geeigneter. Obwohl ich selbst nicht Golf spiele, kann ich mir vorstellen, dass im Rahmen eines Flights viel Zeit zum Kennenlernen und für Gespräche bleibt.
Ingenos wird übrigens gelegentlich zu Firmentrophys eingeladen. Dabei schneiden wir gar nicht so schlecht ab.
Jetzt ist klar, dass du deine Freizeit nicht mit Golf verbringst. Vielleicht im „Golf“?
Soweit liegst du da gar nicht daneben. Neben Tennis und Fußball habe ich ein großes Hobby: meine beiden Oldtimer. Da ist einmal der Fiat 500er, zwischenkuppeln beim Schalten inklusive, und der Volvo P1800ES, BJ 1967. Ich mache gerade eine Schulung für Rallyefahrer. Nächstes Jahr geht es dann auf Tour.<