Generationswechsel in der Führungsetage

Generationswechsel in der Führungsetage
Gerade rechtzeitig zum 25-jährigen Firmenjubiläum von Ingenos im Jahr 2025 wird der Generationswechsel in der Führungsebene und der Gesellschafterstruktur des Unternehmens abgeschlossen sein. Bis dahin wird Winfried Lechner als letzter verbliebener Vertreter des Gründerquartetts aus der Geschäftsführungsebene ausscheiden und die neuen Mitglieder der Geschäftsführung die überwiegende Mehrheit der Gesellschaftsanteile übernehmen. Die Übergabe der operativen Verantwortung an die „Jungen“ wurde bereits in den vergangenen Monaten sukzessiv vollzogen. Somit ist auch in weiterer Zukunft der Fortbestand des Unternehmens als Ziviltechnikergesellschaft gesichert.
Kunden des Hauses dürfen weiterhin umfassende, fachübergreifende Ingenieur- und Managementleistungen erwarten. In den Geschäftsbeziehungen stehen gewohnter Maßen Handschlagmentalität und Ausführungsqualität im Vordergrund.
In unserer Rubrik ingenos backstage werden wir in den nächsten Wochen die künftigen Mitglieder der Geschäftsführung mit Fragen zum Unternehmen, zur Branche, zu allgemeinen technischen, aber auch zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen zum Interview bitten. Der eine oder andere Blick auf die Personen hinter der Funktion wird nicht fehlen. So wollen wir uns Schritt für Schritt hinbewegen zu unseren Kunden, von Mensch zu Mensch.
Im Interview verwenden wir wie generell in der Kommunikation mit allen Mitgliedern der Ingenos Familie die Du-Form.
Interview mit
DI Heimo Tröster
Ziviltechniker für Wirtschaftsingenieurwesen im Bauwesen
Head of Projektmanagement und Projektsteuerung

Nach deiner Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur im Bauwesen hast du beruflich einige Monate in Australien verbracht. Wie das?
Ich muss zugeben, dass ich nie nach einem Karriereplan vorgegangen bin, sondern eher meinen Interessen und vorhandenen Möglichkeiten nachgegeben habe. Das war schon in meiner Schulzeit so. Weil mich Maschinen und deren Funktionalität fasziniert haben, hat sich der Besuch der HTL in meiner Heimatstadt Weiz angeboten. Das Erlebnis beeindruckender Brückenbauten und besonders großartiger Talsperren hat mich zum Studium des Bauingenieurwesens geführt. Nach dem Diplom wollte ich Neues kennenlernen und habe mich auf eine Stellenausschreibung an der Western Sydney University beworben. Das Glück war, dass mich meine Frau begleiten konnte und wir gingen nach Australien.
Warum wieder Austria statt Australia?
Die Arbeit in einem Prüflabor war dann doch nicht so anregend. Dazu kam die Sehnsucht nach weißen Weihnachten und der Wunsch eine Familie zu gründen. Daher sind wir wieder nach Österreich zurückgekehrt.
Welche Eindrücke vom fernen Kontinent hast du mitgebracht?
Spannend war zu erleben, wie in Australien schon vor mehr als zwanzig Jahren der berufliche Alltag gelebt wurde. Morgens war zuerst eine Runde surfen angesagt. Erst dann ging es zur Arbeit. Dafür dauerte diese am Abend länger. Ich weiß gar nicht, ob es den Begriff Work Life Balance damals überhaupt schon gegeben hat. Im Vergleich zu uns fühlte sich das Leben in Australien aber viel lockerer an.
Nach über zwanzig Jahren bei Ingenos, vom Sachbearbeiter, Projektleiter, Teamleiter und nun Gesellschafter und Geschäftsführer, Primus inter Pares, war das für dich logische Konsequenz oder Ergebnis eines unausgesprochenen Karriereplans?
Wie gesagt: Karrierevorsätze hatte ich keine. Bei Ingenos habe ich mich aufgrund einer Stellenausschreibung im Flussbau beworben. Aufgrund meiner Studienschwerpunkte im Bereich Projektmanagement, Wirtschaft bin ich aber gleich im Team PM PS gelandet. Es dauerte nicht lange bis ich die Teamleitung übernehmen durfte. Dann kamen die Beendigung zum Ziviltechniker und schließlich die Bestellung zum Geschäftsführer von Ingenos.
Sport hat mein Leben immer stark geprägt. Das erklärt auch mein Streben den nächsten Schritt zu machen. Dazu liegt mir viel daran, Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig meine Eigenständigkeit zu bewahren.
Im Nachhinein schaut alles vielleicht geplanter aus als es war.
Bei Ingenos bist du an der Spitze angelangt. Strebsame Menschen erleben solche Momente gelegentlich als euphorisch und frustrierend gleichzeitig – eine Art Post-Matura-Loch. Ein lang ersehntes Ziel ist erreicht, neue ungewiss. Gilt das für dich auch? Wo geht deine weitere Reise hin?
In der Funktionshierarchie ganz oben zu sein ist ja nicht das Ende. Es geht nicht nur immer um das Höher und Weiter. Spezielle Fähigkeiten sind gefragt. Der Weg ist das Ziel. Insofern habe ich dieses längst erreicht. Die Reise ist aber noch lange nicht zu Ende. Sie hat gerade erst begonnen.
Welche Werkzeuge begleiten dich dabei in deinem Rucksack?
Ich denke meine Stärke liegt eindeutig in der Projektabwicklung. Ich liebe es zu organisieren, Struktur zu geben, den Gesamtüberblick zu haben, zu koordinieren, zu steuern. Das nötige Durchhaltevermögen dazu habe ich in meiner Zeit als aktiver Volleyballspieler erworben, dazu das Wissen über Strategie und Taktik.
Neben deiner Position als CEO von Ingenos verantwortest du den Fachbereich Projektmanagement und Projektsteuerung bei Ingenos. Aufträge dafür kommen naturgemäß von großen Organisationen, Körperschaften, Konzernen. Die Projekte haben erhebliches finanzielles Volumen. Welche Bedeutung haben die projektbegleitenden Dienstleistungen für deren Gelingen?
Wir tragen eine enorme Verantwortung, die gestellten Projektziele zu erreichen. Da geht es nicht nur um Kosten und Termine. Wir reden wiederum auch von qualitativen Anforderungen, unterschiedlichen Behördenverfahren, unerwarteten Zusatzthemen wie Hygiene, Reinraumbedingungen etc.
Beim Projekt Psychiatrie Bruck an der Mur für die KAGes gilt es beispielsweise Fachplaner aus zehn unterschiedlichen Disziplinen zu koordinieren. Mit der Projektsteuerung und begleitenden Kontrolle von Projekten für Einrichtungen wie jener der Stadt Wien stehen wir dann auch noch im Rampenlicht der Öffentlichkeit.
Der Stellenwert deines Fachgebietes innerhalb von Ingenos?
Ich sehe die Projektsteuerung als die Spitze, die Krönung der Leitungspyramide von Ingenos.
Bei der Projektentwicklung und der Wettbewerbsbetreuung haben wir schon einen sehr frühen und sehr nahen Zugang zu unseren Kunden. Das hilft uns deren Anliegen und Aufgabenstellungen noch besser zu verstehen. Außerdem ermöglicht uns die übergeordnete Funktion des Projektmanagements unser Netzwerk laufend auszubauen. Das kommt natürlich wieder auch unseren Kunden zu Gute.
Wohin soll sich Ingenos entwickeln?
Es gilt die Ingenos Unternehmenskultur weiter zu entwickeln, Werte und Qualitäten zu sichern. Das alles sollten wir mit einem gesunden Wachstum verbinden. Damit meine ich nicht nur die Anzahl der Köpfe im Unternehmen zu vermehren, sondern durch permanentes und konsequentes Training die speziellen Fähigkeiten unseres Personals weiter zu entwickeln. Wir brauchen aber auch Stabilität und müssen für die Zukunft gerüstet sein. Es kann auch einmal ein Sturm aufkommen. Wir werden mehr Energie in die Leader- und Know-how-Projekte stecken und uns auf ausgewählte Fachbereiche und Branchen konzentrieren müssen. Dazu gehört andererseits auch Neinsagen zu lernen, wenn Auftragsangebote nicht in das Gesamtkonzept von Ingenos passen.
Was bedeutet das mit einem Blick auf die Landkarte?
Im Osten Österreichs, Steiermark, Wien, Niederösterreich und Burgenland haben wir eindeutig geografische Schwerpunkte. In Kärnten wollen wir uns in nächster Zeit stärker engagieren. In Oberösterreich gibt es da und dort Projekte. Ob wir noch weiter in den Westen Österreichs gehen, hängt von Projektgröße und Inhalt ab. Das müsste schon ein Leadprojekt sein. Unsere Stammkunden werden wir auf jeden Fall begleiten, egal ob im In- oder Ausland.
Wie schätzt du als ehemaliger Volleyballnationalligaspieler und erfolgreicher Tenniscrack die Position von Ingenos im Vergleich zu den Mitbewerbern ein: Regionalliga oder Bundesliga?
Um im Jargon zu bleiben, würde ich sagen wir befinden uns am Sprung in die 1. Bundesliga. In manchen Fachgebieten müssen wir noch nachschärfen und die Trainingseinheiten der Mitarbeiter intensivieren.
Wie wäre es mit der Championsleague?
Nicht die Größe von Unternehmen oder Projekten sondern die Klasse wäre mir wichtig. Die Exklusivität, nicht die Masse. Sonst hätte ich in die Autobranche gehen müssen.
In der Stadt Gleisdorf wird seit einigen Monaten zur Vermeidung unnötigen Energiebedarfs nach 22:00 Uhr ein Großteil der Straßenbeleuchtung ausgeschaltet. Du bist ein bekannter Vielarbeiter. Das Licht in deinem Büro scheint schon mal bis Mitternacht. Wie hältst du es mit der Work-Life-Balance?
Naja, ganz so erlebe ich das nicht. Um Mitternacht bin ich längst zu Hause. Ich versuche ein ausgewogenes Verhältnis von Berufs- und Privatleben zu erreichen. Es sollte noch Restenergie für Aktivitäten am Abend oder im kreativen Bereich übrigbleiben. Meine Frau versucht mich in diese Richtung zu coachen.
Aber unser Geschäft ist herausfordernd. Neben der kaufmännischen Geschäftsleitung treffen mich auch die Teamleitung, Personalfragen, Akquisition und Qualitätsmanagement. Außerdem halte ich es für wichtig, weiterhin ausgewählte Projekte zu bearbeiten, um den inhaltlichen Faden nicht zu verlieren. Und diese sind dann eben keine 0815 Projekte.
Wenn dann zeitlich noch Luft bleibt, treibt es mich als naturverbundener Mensch zum Wandern und Schifahren in die Berge. Und Laufen oder Volleyball geht sich auch zwischendurch einmal aus.<