Grabungsarme Leitungssanierung – ein Nachhaltigkeitsbeitrag der Holding Graz Wasserwirtschaft

Grabungsarme Leitungssanierung – ein Nachhaltigkeitsbeitrag der Holding Graz Wasserwirtschaft

Wasser von oben ist wohl nicht der Pudel Freud, auch wenn es gut zum Thema passt. Nach einem regenfeuchten Start auf der Baustelle samt Foto wechseln wir zum Gedankenaustausch in das nahe gelegene Cafe. Anlass dazu gibt das Thema grabungsarme Leitungssanierung mit dem wir uns im Auftragsverhältnis der Holding Graz Wasserwirtschaft beschäftigen.

Im Mittelpunkt des Gespräches steht Ing. Martin Stoff, Abteilung Wasserwirtschaft Holding Graz, als leidenschaftlicher Verfechter der grabungsarmen Leitungssanierung. Das Interview führen Maximilian Gößler, Team Tiefbau Ingenos Graz und Winfried Lechner.


Als verantwortungsvolles Unternehmen im öffentlichen Auftrag hat sich die Holding Graz Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Welches sind die wichtigsten?

Die Holding Graz kümmert sich als Infrastrukturunternehmen der Stadt um alle wichtigen kommunalen Aufgaben, die mit dem städtischen Umfeld zu tun haben. Ich bin im Sektor Wasserwirtschaft beschäftigt und kann daher für den Gesamtbetrieb nur einen groben Überblick auf die Frage geben. Hier sind vor allem Photovoltaikanlagen auf allen Holdingobjekten und teilweise auch im Freibereich zu erwähnen. Der Fuhrpark wird nach und nach auf E-Mobilität umgestellt.

Wir von der Wasserwirtschaft sind für den Grundwasserschutz, die Ausweisung von Schutzgebieten, die Sicherung von Wasserressourcen, aber auch den Ausbau der Kläranlage zur Verbesserung und Erhaltung der Wasserqualität von Flüssen und Grundwasser zuständig. Persönlich engagiere ich mich sehr für die CO2 Einsparung bei der Erneuerung von Wasser- und Abwasserleitungen durch grabenarme Sanierungsmaßnahmen.

 

Könnten Sie die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele im Bereich Wasserwirtschaft etwas ausführlicher beschreiben?

Die grabungsarmen Sanierungen machen in unserem Versorgungsgebiet im Bereich der Abwasserleitungen bereits 90 % und bei den Wasserleitungen immerhin 38 % aus.

Bei der Sanierung von Trinkwasser-Druckleitungen können verschiedene grabungsarme Verfahren angewendet werden. Welches Verfahren tatsächlich zum Einsatz kommt, hängt von zahlreichen Faktoren wie Anschlussdichte, Kurvenradien, Verkehrssituation, etc. ab.

In Graz nutzen wir für das grabungsarme Sanieren der Leitungen vor allem Berstlining-, Relining- und Spülbohrverfahren, welche übrigens auch im Neubau häufig vorkommen. Bei diesen Bauweisen muss nicht die gesamte Künette sondern nur punktuell aufgegraben werden. Die Leitung wird unterirdisch verlegt. Im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise verringern sich die Grabungsarbeiten um rund 80 %.

 

Ingenos verwendet bei Aufträgen der Holding Graz bei Leitungssanierungen immer wieder das Berstliningverfahren. Was ist der Vorteil dieses Verfahrens für den Leitungsträger und welche Rolle erfüllt es im Rahmen Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie?

Zuerst einmal müssen Straßen- oder Gehwege nur punktuell aufgegraben werden. Dabei werden wertvolle Oberflächen geschont, aufwändige Aushub- und Wiederherstellungsarbeiten entfallen. Es müssen keine großen Bodenmassen ausgehoben werden, wodurch die Belastungen für AnrainerInnen und BauarbeiterInnen durch Lärm, Staub und Abgase geringer werden. Ein Beispiel: bei einem Sanierungsprojekt 2020 wurden bei 3 Kilometer Leitungserneuerung 4.000 kg CO2 eingespart. Zum Vorteil der Stadt Graz bzw. den Bürgern und Anrainern gab es ca. 300 LKW-Fahrten, das sind rund 6.000 LKW-km weniger.

Die Wurzeln der Bäume werden geschont.

Ingenos Projektbearbeiter Maximilian Gößler hat mir erzählt, dass Sie in einer bundesweiten Interessensvertretung zum Thema Berstlining aktiv sind. Welche Ziele verfolgt diese Organisation und welche Aufgaben erfüllen Sie darin persönlich?

Sie meinen die ÖGL – Österreichische Vereinigung für grabenlosen Leitungsbau, eine Expertenplattform für den Fachbereich.

Die grabenlose Technologie ist eine konkurrenzlose Alternative zur herkömmlichen – offenen – Bauweise. Egal ob in der Neuverlegung, der Erneuerung von bestehenden Kanälen, Sanierung oder Reparatur, die grabenlosen Technologien bieten für alle Problemstellungen der Praxis eine passende Lösung.

Rund 30 bekannte grabenlose Verfahren neben den bereits erwähnten bieten viele Vorteile:

Enorme Zeitersparnis, Kosteneffizienz, hohe Qualität, umweltschonende Herstellung im Interesse der Nachhaltigkeit. Die Bauarbeiten sind weitestgehend witterungsunabhängig und verursachen nur geringe Störungen des ruhenden und fließenden Verkehrs bei intakten Straßenoberflächen.

Es gibt keine oder sehr geringe Lärm- und Schmutzbelästigung für Anrainer.

Schäden an angrenzenden Bauwerken oder erdverlegten Leitungen werden vermieden.

Die Holding Graz Wasserwirtschaft ist seit über 30 Jahren Mitglied der ÖGL. Wir haben durch und mit der ÖGL die „grabenlose Bauweise“ zum Standardverfahren in Graz gemacht und sind dabei gemeinsam mit der Stadt Wien führend in Österreich.

Ich persönlich leite eine Arbeitsgruppe bei der ÖGL, die sich mit Aus- und Weiterbildung beschäftigt, was ich für sehr wichtig halte!

Auch Sie können Mitglied werden!!!

 

Ingenos arbeitet seit einigen Jahren über Rahmenverträge für die Holding Graz Wasserwirtschaft. Wir schätzen Sie als kooperativen und innovativen Auftraggeber. Wie sehen Sie uns als Auftragnehmer und Partner?

Ingenos hat sich in den Jahren durch Kompetenz, Qualität, Leistungsorientierung und partnerschaftlichen Umgang bewährt. Wir wünschen uns, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Übrigens: Ingenos ist eines der wenigen Ziviltechnikerbüros in Österreich, welches sich mit grabungsarmem Leitungsbau beschäftigt und über umfassendes Wissen und Erfahrung darüber verfügt. Ich möchte Sie daher nochmals einladen, Mitglied in der ÖGL zu werden und mitzuhelfen, die Techniken dieses Fachbereiches im Interesse der Nachhaltigkeit noch weiter zu verbreiten.

 

Herr Ing. Stoff, wir danken für das Interview!

Zur Person: Ing. Martin Stoff, seit 1998 bei der Holding Graz Wasserwirtschaft, Bau/Leitung Netz und Anschlüsse, Vortragender bei der ÖGL


Herr Maximilian Gößler (Ingenos) mit Herrn Ing. Martin Stoff (Holding Graz)
Herr Maximilian Gößler (Ingenos) mit Herrn Ing. Martin Stoff (Holding Graz)

 

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